Vom 22. – 25. August fand in Hardehausen und Giershagen in Nordrhein-Westfalen (D) das 12. Europäische Köhlertreffen statt, organisiert vom Europäischen Köhlerverband (EKV). Diesem Verband gehören heute über 2500 Mitglieder aus 12 Ländern an. Die beiden Orte des diesjährigen Treffens wurden vor 2 Jahren an der letzten Mitgliederversammlung gewählt, da beide Orte eng mit der Köhlerei verbunden sind:
Das Kloster Hardehausen ist eine im Jahre 1140 gegründete Zisterzienserabtei, deren Mönche seit jeher die Köhlerei betrieben. Während des napoleonischen Zeitalters wurde das Kloster aufgelöst und anderen Zwecken zugeführt; seit 1945 ist in den ehemaligen Klostergebäuden das Jugendhaus des Erzbistums Paderborn und seit 1949 die Landvolkshochschule beheimatet.
Giershagen, knapp 20 km von Hardehausen entfernt, lebte lange Zeit vom Bergbau und der Verarbeitung des Erzes. Dazu wurden Unmengen von Holzkohle benötigt, welche von den Köhlern rund um das Dorf hergestellt wurde. Dieser Raubbau an den Wäldern führte aber zu einem Mangel an Holzkohle, so dass um 1800 alle Gruben und die Hüttenwerke geschlossen werden mussten. Später wurde der Bergbau wieder aufgenommen, das Erz aber mit der Eisenbahn ins Ruhrgebiet transportiert und dort mit Steinkohle verhüttet. Bis 1963 wurden alle Gruben aus Rentabilitätsgründen nach und nach stillgelegt.
Eröffnung des Köhlertreffen in Hardehausen
Am Eröffnungsabend im Festzelt auf dem Klostergelände wurden vom EKV-Präsidenten Karl-Josef Tielke fast 400 Vertreter aus 8 Ländern begrüsst. Wichtigster Anwesender war der Heilige Köhler Alexander Carbonarius, dessen Statue eigens für diesen Anlass aus der etwa 15 km entfernten Kapelle in Grundsteinheim hergebracht worden war. Bevor Alexander Carbonarius im frühen 3. Jht. im Nordosten der heutigen Türkei zum Bischof geweiht wurde, war er Köhler. So durfte er nach mehr als 1750 Jahren wieder neben einem (Indoor-)Meiler stehen!
Die neue europäische Köhlerliesel Denise aus Giershagen wurde vorgestellt, welche dieses Amt nun für die nächsten 2 Jahre inne haben wird, und der anwesende Schirmherr der Veranstaltung, Erzbischof Hans-Josef Becker, wurde als Ehrenmitglied in den Verband aufgenommen. Mit der Vereinigung europäischer Bergmanns- und Hüttenvereine wurde die gegenseitige Ehrenmitgliedschaft vereinbart, da Berg- und Hüttenleute und Köhler seit jeher aufeinander angewiesen waren.
Aus der Schweiz waren an diesem Treffen Doris Wicki aus dem Entlebuch mit Heidi Moy, André Schraner von der Holzköhlerei Mettauertal, der Präsident und 3 Mitglieder des Köhlervereins Speuz (Erlinsbach AG) und der Förderverein Köhlerei Romoos mit der Präsidentin Monika Müri und Rolf Müri als Vertreter für die Köhlerei Romoos anwesend. Doris Wicki ist auch Vizepräsidentin des EKV. Wir waren in einfachen, aber zweckmässigen Zimmern des ehemaligen Klosters Hardehausen untergebracht.
Offizieller Tag in Giershagen
Der nächste Tag fand ausschliesslich in Giershagen statt. Auf dem Meilerplatz der 3. Giershagener Meilerwoche an der Diemel war in den vergangenen Wochen ein Meiler aufgeschichtet worden samt Köhlerhütte, Verpflegungs- und Festzelten.
An der Mitgliederversammlung des EKV wurde beschlossen, dass der Verband die Bewerbung für die Eintragung der Köhlerei als «Immaterielles Kulturerbe der Menschheit» unterstützen wird, dass dies aber nur ein Land, also z.B. die Bundesrepublik Deutschland beantragen kann und dass es, anders als die Aufnahme in die Liste der «Immateriellen Kulturgüter der UNESCO», ein sehr viel langwierigerer Prozess sein wird.
Auch wurde ein neutraler Bericht zur Untersuchung der Umweltschädlichkeit der heutigen Köhlerei durch einen kompetenten, international angesehenen Fachmann gefordert, damit die Klimadebatte weiterhin engagiert und objektiv geführt werden kann.
Die bisherige Europäische Köhlerliesel Amélie, welche am letzten Europäischen Köhlertreffen vor 2 Jahren von den Charbonniers du Fleckenstein in Lembach (Elsass) erkürt worden war, wurde dankend verabschiedet.
Anschliessend stellte Helmut W. Rodenhausen aus der Schweiz sein neues Buch «Holzkohle – Vom schwarzen Gold zur Glut im Grill» vor, welches viele Aspekte der Holzkohle (Geschichte, Verarbeitungsarten, Holzkohle in der Kunst, etc.) behandelt und viele eindrückliche Bilder, auch vom Napfgebiet, enthält.
Für das nächste Köhlertreffen haben sich die Köhler aus dem Harz beworben: Es wird vom 16.-19. September 2021 in Wolfshagen im Harz stattfinden und das Motto «Typisch Harz» tragen.
Am Nachmittag waren diverse Ausflüge organisiert: Man konnte ein Gold-, Eisen- oder Kupferbergwerk besuchen, den Bergbauspuren rund um Giershagen nachspüren oder eine Papierfabrik besichtigen.
Am Abend, inzwischen hatte sich auch zahlreich die Dorfbevölkerung eingefunden, wurden auf dem Festplatz acht Linden gepflanzt, für jedes Gastland eine. Für die Schweiz durfte Monika Müri, Präsidentin des Fördervereins Köhlerei Romoos, die Schaufel anpacken. Dieser Baumkreis soll dann im Laufe der Zeit zu einem einheitlichen, schattigen Dach zusammenwachsen.
Anschliessend wurde der Kohlenmeiler im Beisein der Prominenz gezündet. Nach dem Essen spielten der Musikverein Giershagen mit den Knappenvereinen der Region zu einer Bergmännischen Serenade auf, sehr romantisch mit Fackeln beleuchtet.
Bis in den späten Abend, die Rückfahrt war auf 23.00 Uhr festgelegt, konnte man um Meiler und Lagerfeuer diskutieren und Freundschaften pflegen oder auch nur die tolle Stimmung geniessen.
Ausflug nach Paderborn
Der Samstag war ganz dem Ausflug nach Paderborn gewidmet. Nach dem Empfang durch Erzbistum und Stadt Paderborn konnten die Köhler vor dem Paderborner Dom an der Weihe der neuen mittelalterlichen Glocke für die Bartholomäuskapelle teilnehmen. Diese Glocke war nach alt überlieferter Methode mit Holzkohle von Köhlern des EKV gegossen worden.
Am Nachmittag konnte wieder bei verschiedenen Führungen teilgenommen werden: Paderborner Dom, Ottonische Kaiserpfalz, das erzbischöfliche Diözesanmuseum oder das weltgrösste Computermuseum, bevor es dann wieder nach Hardehausen zurück ging.
Der Abschlussabend stand dann ganz im Zeichen von Geselligkeit mit alter Musik und Dankesworten, da am nächsten Tag die meisten Teilnehmer wieder die Heimreise antreten mussten.
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